Die Schmiedebrücke in der Schulstraße
von Manfred Falkenberg, Mozartstraße 13, 72119 Ammerbuch, mpfalkenberg@gmx.de
Gleich nach der Abzweigung der Schulstraße von der Hauptstraße in Freudenfier befindet sich die Schmiedebrücke. Auch sie ist schon im Plan von Conducteur Wellmann von 1830 verzeichnet. Sie hat ihren Namen von den beiden Schmieden. Links vor der Brücke ist die Gemeindeschmiede von Julius Nikolay, die er von der Gemeinde Freudenfier gepachtet hatte. In einem Teil dieses Gebäudes hatte die Feuerwehr ihre Spritze und Geräte untergebracht. Gleich hinter der Brücke war die Schmiede von Alois Krenz. Die Schmiede von Anton Krenz hatte zuvor Anton Streich und sein Schwiegersohn Klemens Krenz geführt. Der Schmiedemeister Anton Streich (1842-1918) hatte beim Bau der neuen katholischen Jakobuskirche 1876/77 das Ewige Licht und die Kreuze auf dem Kirchturm und dem Hauptschiff geschaffen. Als Alois Krenz im Jahre 1943 zu den Soldaten eingezogen worden war, war die Dorfschmiede von Schmiedemeister Julius Nikolay die einzige Schmiede in Freudenfier bis zur Flucht am 27. Januar 1945.
An der Schmiedebrücke in der Schulstraße in Freudenfier 1936. Im Hintergrund
die Häuser von links: Die Schmiede Krenz, Voss-Schur und Symnik.
Die Schmiedebrücke war aus Holz erbaut. Doch als die Brücke nicht mehr den Anforderungen entsprach, wurde im Jahre 1927 eine neue Holzbrücke gebaut. Der Schwerlastverkehr in Richtung Stabitz musste aber über die Schirlitzbrücke fahren. Dafür war die Schmiedebrücke nicht ausgebaut. Natürlich wurde auch in diesem Bereich bei der Schmiedebrücke in der Pilow gebadet. Allerdings schrieb die Berlinerin Gertrud Schur, die in Freudenfier bei ihren Verwandten den Voss-Schurs in der Schulstraße zu Besuch war, am 25. Juli 1932 an ihren Bruder Franz Schur in Bonn-Beuel: „Heute habe ich zum ersten Mal in der Pilow gebadet. Das Wasser ist schön warm, was bei der Pilow schon was heißen will.“ Gleich hinter der Schmiedebrücke zweigte der zweite Weg links von der Schulstraße ab. Er führte zum Gartengrundstück von Martin Schur „Garske-Schur“, der sein Haus in der Hauptstraße hatte. Dieses Grundstück, direkt an der Pilow, war der richtige Tummelplatz für die ganze kinderreiche Familie, aber auch für die Freunde ihrer Kinder.
Am 30. Januar 1945 wurde auch die Schmiedebrücke von deutschen Pionieren gesprengt. Bei dieser Sprengung wurden auch einige Häuser in der Umgebung beschädigt. Die Polen erbauten dort eine stabilere Betonbrücke. Heute kann der Schwerlastverkehr in Richtung Stabitz (Zdbice) über diese neue Schmiedebrücke fahren. Die Schmiede von Alois Krenz wurde bei der Sprengung schwer beschädigt und später von den Polen abgebrochen. Die Dorfschmiede von Julius Nikolay mit dem Feuerwehrarsenal stand noch einige Jahre länger und wurde erst Anfang des Jahres 1991 abgebrochen. Allerdings war dort keine Schmiedewerkstätte mehr. Dicht bei der Schmiedebrücke führt heute eine Pipeline aus Stahl über die Pilow in Richtung der ehemaligen Weißen Brücke in der Hauptstraße. An dieser Stelle wird nach der Kanalisation von Freudenfier (Szwecja) das Abwasser von der tiefer liegenden Schulstraße (ul. Szolna) zur Hauptstraße (ul. Glowna) und weiter zur Kläranlage in Richtung Klawittersdorf (Glowaczewo) gepumpt. In der Schulstraße wurde dafür ein Pumpwerk erbaut.
Die Schmiedebrücke in Freudenfier im Jahre 1970 mit Blick zur Hauptstraße.
Hinter der Brücke ist die Gemeindeschmiede von Julius Nikolay mit dem
Feuerwehrgerätehaus zu sehen. Foto: Ursula Haas (Maaß), Rostock.