Die Hassensbrücke bei der Jakobuskirche
von Manfred Falkenberg, Mozartstraße 13, 72119 Ammerbuch, mpfalkenberg@gmx.de
Zur besseren Verbindung von der Schulstraße zur Hauptstraße wurde am sogenannten Hassenberg bzw. Kirchberg eine Fußgängerbrücke bzw. Fußgängersteg über das Pilow gebaut. Schon auf einer Karte von 1830 ist diese Brücke verzeichnet. Diese Brücke diente vor allem den Besuchern aus der Schulstraße auf ihrem Weg in die katholischen Jakobuskirche. Diese Hassensbrücke, auch Pilowsteg oder Kirchbrücke genannt, diente aber auch den Kindern auf ihrem Weg zur Schule in der Schulstraße. Den Namen „Hassenbücke“ hatte sie von der Familie Hasse, die dort oben an der Hauptstraße ihr Haus hatte. Die erste Nennung dieser Brücke steht im Kirchenbuch in Zippnow im Jahre 1852. Es heißt dort: „Am 25. Januar 1852 abends gegen 8 Uhr fiel die 70-jährige Witwe Christina Hasse geb. Kühn von der bei dem Pfarrbauern Lesnik über den Pilofluß führenden Fußsteg und fand in den Wellen den Tod. Hundert Schritte unterhalb von Freudenfier am Ufer der Pilo gefunden und wurde sie am 29. Januar 1852 auf dem katholischen Begräbnisplatz daselbst beigesetzt.“ Kurz vor dem Kriegsbeginn 1939 tauchte eine Kolonne von Pionieren vom Truppenübungsplatz Groß Born in Freudenfier auf. Sie hatten den Auftrag, den Fußgängersteg über die Pilow neu zu bauen. Nach dem Abbau der alten Holzbrücke wurden erst einmal Holzstämme in den Untergrund gerammt. Darauf wurde dann der neue Fußgängersteg gebaut. Danach gab es eine Einweihungsfeier mit den Pionieren im Gasthaus von Paul Jüttner in der Kirchstraße.

Ansichtskarte von Freudenfier von 1943 mit der Hassenbrücke bzw. dem
Pilowsteg und Kirchbrücke (unten links).
In der Winterzeit rodelten Kinder und Jugendliche verbotenerweise von der Hauptstraße den Hassensberg bzw. Kirchberg in Richtung Pilowbrücke hinunter. Da kam der Gemeindediener und verscheuchte die Rodler. Doch kaum war er weg, wurde wieder gerodelt. Auch ich wagte es im Winter 1944/45 zusammen mit meinem vierjährigen Bruder Heinz, schwungvoll runter zu rodeln. Doch statt auf der Brücke die Pilow zu überqueren, landeten wir auf dem noch recht dünnen Eis der Pilow. Nun saßen wir beide zitternd auf dem Schlitten und wagten kaum zu atmen, während das Eis krachte und sich Risse bildeten. Doch bald wurden wir erlöst, man zog uns wohlbehalten vom Eis. Im Winter, wenn die Pilow über die Ufer trat und die Gärten dort überschwemmte, bildeten sich große Eisflächen. Dies war das beliebte Gebiet für die Kinder, die sich mit ihren oft selbst gebastelten Schlittschuhen auf dem Eis tummelten.
Auch eine andere Begebenheit ereignete sich an dieser Fußgängerbrücke. Bei der Rückfahrt in der Heuernte in den 1930ger Jahren mit zwei aneinander gekoppelten Heuwagen des Bauern Vinzenz Lenz vom Raketenbruch zwischen Freudenfier und Zippnow, war man wieder nach Freudenfier gekommen. Oben auf dem ersten Wagen saß Vinzenz Lenz und lenkte die beiden Pferde. Auf dem zweiten Wagen saß sein Schwiegervater Bernhard Brieske. Sie hatten ihren Hof an der Straße nach Deutsch Krone. Allgemein hießen sie in Freudenfier die „Dorschriewer“ (Torschreiber), weil früher dort die Reisenden registriert und die Straßengebühren kassiert wurden. In der Rechtskurve von der Kirchstraße in die Hauptstraße löste sich plötzlich der angekoppelte Wagen und sauste mit dem verdutzten Bernhard Brieske den Kirchberg hinunter. Der war sich seiner Lage bewusst und rief andauernd: „Holla, holla Himmelfahrt!“ Im Tal angekommen, blieb der Heuwagen am Geländer der Brücke hängen. Durch den starken Aufprall rutschte die obere Heulage mitsamt dem alten Herrn in die ca. 1,20 Meter tiefe Pilow. Bernhard Brieske konnte völlig durchnässt mit großer Mühe aus dem Heu in der Pilow befreit werden. Er hatte den Sturz unverletzt überstanden. So oft Bernhard Brieske später in Freudenfier zu sehen war, erntete er den Spott seiner Mitbewohner. Aber mit seinem Humor überstand er dies, er blieb nie eine Antwort schuldig. Bernhard Brieske blieb für immer der Beiname „Holla, holla Himmelfahrt“ erhalten.

Die Hassenbrücke über der Pilow (Piława) in Freudenfier (Szwecja)
mit Kanufahrern im Juli 2011.
Auch die Fußgängerbrücke bei der Jakobuskirche in Freudenfier wurde am 30. Januar 1945 von deutschen Pionieren gesprengt. Die Polen bauten nach 1945 dort wieder eine Fußgängerbrücke aus Holz und begradigten die beiden Wege von der Hauptstraße zur Brücke. Aus den beiden Wegen wurde nun ein einziger. In den 1990ger-Jahren wurde eine Brücke aus Metall gebaut. Doch diese Brücke ist so gebaut, dass die vielen Kanufahrer auf der Pilow nur mit Mühe durchkommen und oft aussteigen müssen, um ihr Kanu unter der Brücke durch zu bringen.